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    Chaos, Ordnung und Angst in unserem Leben ...

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    Chaos, Ordnung und Angst in unserem Leben ... Empty Chaos, Ordnung und Angst in unserem Leben ...

    Beitrag  Admin Sa Jun 30, 2012 12:36 am

    Chaos, Ordnung und Angst in unserem Leben

    In unserer Selbsthilfegruppe reden wir viel über unsere Ängste, die auch ein Teil unserer depressiven Verstimmungen sind. Dabei ist Angst ein Grundgefühl jedes Lebens. Angst beeinflusst unsere Entscheidungen und aktiviert auch in vielen Prozessen unser Verhalten. Ohne das Gefühl der Angst hätten wir als Homo sapiens nicht überleben können. Über unsere krankhaften Ängste möchte ich in diesem Artikel nicht sprechen. Ich stelle mir vielmehr die Frage: warum haben wir Ängste?

    Ängste begleiten uns unser ganzes Leben, in der Kindheit, Jugendzeit und auch als Erwachsene. Doch unsere Aufgabe ist es gerade nicht die Flucht zu ergreifen, sondern unsere Ängste durchzustehen. Nur so kommen wir zu neuen Lebensufern.

    Doch wann treten Ängste auf?

    Es sind immer die unerwarteten oder scheinbar nicht beherrschbaren Situationen, wenn ein Chaos droht und wir aus unserer inneren Ordnung geworfen werden. Das Chaos des Homo sapiens vor einem Bären oder das Schreien eines Kindes, wenn es in der Dunkelheit des Zimmers keinen Halt findet. Im ersten Fall ergreift man die Flucht, was sehr sinnvoll ist, im zweiten Fall ist es schwieriger. Wie kann das Kind zu seiner inneren Harmonie, seiner Ordnung zurückfinden? In der Regel kommt die Mutter und nimmt das Kind auf den Arm und singt ihm vielleicht ein Schlaflied vor. Ein Lied, dessen Melodie dem Kind vom Rhythmus her bekannt ist. "Der Mond ist aufgegangen...", auch wenn dies gar nicht stimmt - doch das Kind fast Vertrauen und gewinnt seine Kontrolle wieder.

    Das sind zwei wichtige Begriffe: Kontrolle und Vertrauen. Wir Menschen möchten gerne die Kontrolle über uns und unsere Umwelt haben. Alle neuen Dinge und Veränderungen schaffen da Unruhe und Unordnung. Und dann entsteht die Angst. Wir streben im konservativen Sinne einen Zustand der uns bekannten Ordnung an.

    Doch die Welt wird immer komplexer und unübersichtlicher! Was tun? Wir wenden einen Trick an: wir reduzieren die Komplexität des Lebens. Wir versuchen durch Regelmäßigkeit das Gleichgewicht unserer Ordnung herzustellen. Die einzelnen Geschehnisse um uns herum nehmen wir gar nicht mehr in ihrer Vielfalt wahr, sondern blenden die neuen Anteile einfach aus.
    Jeden Morgen stehen wir auf, frühstücken und gehen dann zur Arbeit. Jeden Morgen das Gleiche. Dabei ist jeder Morgen anders - das Brötchen schmeckt anders, es regnet oder die Sonne scheint, und ich bin gut oder schlecht drauf. Wir bemerken den Unterschied nur einfach nicht mehr.

    Auch die ganze Sozialisation ist nichts anderes als ein Anpassen an die Ordnung.

    Wer nicht in das Regelwerk gehört - wie geistig oder körperlich Behinderte, psychisch Kranke oder Obdachlose - passt nicht in die Ordnung und verbreitet Chaos und damit auch Angst.

    In Beziehungen wird es mitunter sehr schwierig: so hört man in Diskussionen dem Gesprächspartner gar nicht mehr richtig zu, weil man meint, ihn sowieso schon zu kennen. Dabei haben sich Partner so sehr auf alte Verhaltensmuster festgelegt, dass sie sich in ihrer Beziehung nur noch als Opfer sehen können. Weil du dich immer so verhälst, kann ich gar nicht anders, als mich so zu verhalten. Eine verzwickte Situation - zwei Opfer, doch wo ist der Täter?

    Eine gewisse Ordnungsstruktur ist in unserem Leben not-wendig - ja teilweise evolutionär angelegt. In der Not wenden wir die Ereignisse, dass sie für uns verarbeitbar sind. Doch diese Ordnungsstrukturen werden immer mehr von anderen für uns bestimmt. Damit sich das "Chaos" nicht ausbreiten kann, gibt es Gesetze, vorgeschriebene Regeln und Institutionen, und verschiedene Organe wie z.B. Polizei. Auch die Medien tragen ihren Anteil an der Festschreibung der Ordnung.

    Doch diese Ordnung ist nur eine Möglichkeit, unser menschliche Zusammenleben zu organisieren. Hatten die Menschen im Mittelalter nur das Ziel, die Natur zu verstehen, um mit ihr in Einklang zu leben, so geht es seit der Einführung der wissenschaftlichen Methoden im 17. Jahrhundert darum, die Natur zu unterwerfen und zu beherrschen. Verschiedene Erkenntnisordnungen, um unsere Angst in den Griff zu bekommen.

    Zumindest die Wissenschaftler der modernen Chaosforschung haben den Glauben an eine berechenbare Welt längst aufgegeben.

    Wenn es in unserer Selbsthilfegruppe für Angst und Depression um das Diagnostizieren von Depressionen und Ängsten geht, sage ich immer: "Wir leben in einem großen Käse und in der einen Ecke steckt der eine und an der anderen ein anderer". Jede Depression ist individuell und nicht einfach kategorisierbar. Wenn wir uns auf die Schubläden, in die uns die Ärzte aus Abrechnungsgründen stecken, nicht lösen, fällt uns eine Befreiung viel schwerer. Natürlich ist Hilfe angesagt - mit einem Blick von außen auf unsere Probleme. Doch um aus der Rolle des Opfers herauszukommen und eine Veränderung als Täter durchzuführen und zu erleben, müssen wir uns auf Unvorhersehbares einlassen. Wir müssen das Chaos akzeptieren, um "ver-rückt" zu werden - von einem Platz zu einem anderen. Und dabei kann jeder Platz sehr verschieden aussehen.

    Ordnung ist ein Zustand, der viel Energie erfordert, im Gegensatz um Chaos. Ein System mit niedriger Entropie (Maß für die Unordnung) kann sich leichter ohne Belastung seiner Umwelt verändern als ein System mit hoher Entropie.

    Um es philosophisch auszudrücken: die Welt ist nicht, sondern sie geschieht! Nicht das "Sein" ist das Entscheidende, sondern das "Werden".
    Oder mit dem bekannten Ausspruch des Philosophen Heraklit: "panta rhei - Alles fließt" und "Man kann nicht zweimal in denselben Fluß steigen." Die Welt befindet sich in ständiger Veränderung zwischen Ordnung und Chaos.

    Und wir sollten den Mut zu Veränderungen aufbringen, uns auf das Chaos und die Angst einlassen, denn nur so kann Neues wachsen!

    CIAO Hans

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